Jellyfin vs. Emby – Welcher Medienserver ist die bessere Wahl?

Die Verwaltung und Organisation von Filmen, Serien, Musik und Fotos im eigenen Heimnetzwerk hat in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Streaming-Dienste wie Netflix oder Spotify sind praktisch, doch wer seine eigene Mediensammlung besitzt, will oft die volle Kontrolle: keine Abhängigkeit von Abos, volle Datenhoheit und flexible Möglichkeiten. Genau hier kommen Medienserver wie Jellyfin und Emby ins Spiel.

Beide Lösungen ermöglichen es, die eigene Sammlung auf allen Endgeräten verfügbar zu machen – vom Smart-TV über den Laptop bis hin zum Smartphone unterwegs. Doch wo liegen die Unterschiede, und welche Plattform ist die bessere Wahl für dich?


1. Überblick: Jellyfin und Emby im Kurzportrait

Jellyfin

  • Lizenz: 100 % Open Source (GPLv2)

  • Kosten: komplett kostenlos, ohne Premium-Funktionen hinter einer Paywall

  • Entstehung: Abspaltung (Fork) von Emby im Jahr 2018, nachdem Emby proprietär wurde

  • Philosophie: völlige Transparenz, Community-getrieben, kein kommerzielles Interesse

Emby

  • Lizenz: proprietär (Closed Source, mit eingeschränktem freien Funktionsumfang)

  • Kosten: Basisversion kostenlos, viele Features nur über Emby Premiere (ca. 4,99 €/Monat, 54 €/Jahr oder 119 € Lifetime)

  • Entstehung: ursprünglich Open Source (Media Browser), seit 2018 proprietär mit Premium-Modell

  • Philosophie: Nutzerfreundlichkeit mit professioneller Entwicklung und optionalem Support


2. Installation und Einrichtung

Jellyfin

Die Installation ist unkompliziert. Jellyfin läuft auf Windows, Linux, macOS und sogar auf NAS-Systemen wie Synology oder QNAP. Dank Docker gibt es extrem flexible Einsatzmöglichkeiten.

  • Vorteil: klare, offene Dokumentation, keine versteckten Einschränkungen.

  • Nachteil: erfordert etwas mehr technisches Grundverständnis, besonders bei erweiterter Konfiguration.

Emby

Auch Emby bietet Installationen für diverse Systeme und Plattformen. Das Setup ist ähnlich einfach wie bei Jellyfin, allerdings mit einem stärker auf Einsteiger ausgelegten Interface.

  • Vorteil: benutzerfreundlich, Out-of-the-box schnell einsatzbereit.

  • Nachteil: bestimmte Features (z. B. Hardware-Transcoding oder mobiles Sync) erfordern Emby Premiere.


3. Benutzeroberfläche und Nutzererfahrung

Jellyfin

  • Modernes Webinterface, das funktional und aufgeräumt wirkt.

  • Apps für Android, iOS, FireTV, Android TV, Roku und mehr.

  • Design ist solide, aber nicht immer so poliert wie bei Emby.

  • Pluspunkt: ständig durch die Community verbessert, ohne Paywall.

Emby

  • Sehr ansprechendes, professionell gestaltetes Interface.

  • Große Ähnlichkeit zu Plex in Bedienung und Optik.

  • Apps laufen stabil und sehen insgesamt moderner aus.

  • Minuspunkt: manche Features (z. B. bessere App-Nutzung ohne Einschränkungen) sind nur mit Premiere freigeschaltet.


4. Funktionen im Vergleich

Funktion Jellyfin (kostenlos) Emby (Basis) Emby (Premiere)
Multi-User-Support ✔️ ✔️ ✔️
Benutzerverwaltung (Profile) ✔️ ✔️ ✔️
Live TV / DVB Unterstützung ✔️ eingeschränkt ✔️
Hardware-Transcoding ✔️ ✔️
Offline-Sync (Downloads) ✔️ ✔️
Plugins & Erweiterungen ✔️ (Community) ✔️ (offiziell + Community) ✔️
Mobile Apps ohne Einschr. ✔️ eingeschränkt ✔️

Fazit: Jellyfin liefert alles kostenlos, während Emby gezielt Premium-Funktionen hinter einer Paywall platziert. Wer volle Kontrolle ohne laufende Kosten will, fährt mit Jellyfin besser.


5. Leistung und Streaming-Qualität

Jellyfin

  • Nutzt FFMPEG für Transcoding, was sehr leistungsfähig ist.

  • Unterstützt Hardware-Beschleunigung (Intel QuickSync, NVIDIA NVENC, AMD VAAPI).

  • Performance hängt stark von der Server-Hardware ab.

  • Vorteil: keine künstlichen Einschränkungen, volle Leistung auch ohne Bezahlung.

Emby

  • Ebenfalls starke Performance, besonders bei Transcoding.

  • Hardware-Transcoding jedoch nur mit Emby Premiere.

  • Für Einsteiger kann das ärgerlich sein, da ein leistungsfähiger Server sonst Pflicht ist.


6. Erweiterbarkeit und Community

Jellyfin

  • Sehr aktive Open-Source-Community.

  • Regelmäßige Updates und neue Features.

  • Hunderte Plugins: z. B. für zusätzliche Metadaten, Trakt.tv-Integration, Anime-Support.

  • Nachteil: Qualität der Plugins schwankt, nicht alle sind stabil.

Emby

  • Offizielle Plugins mit guter Integration.

  • Stabiler, oft besser getestet.

  • Aber: nicht die gleiche Vielfalt wie bei Jellyfin.


7. Datenschutz und Kontrolle

Hier trennt sich die Spreu vom Weizen:

  • Jellyfin läuft komplett lokal. Keine Zwangsregistrierung, keine Cloud-Abhängigkeit, keine Telemetrie. Die Daten bleiben bei dir.

  • Emby benötigt in vielen Fällen ein Benutzerkonto für volle App-Funktionalität. Teilweise werden Verbindungsinformationen über Emby-Server geleitet (z. B. für Remote Access).

Für Datenschutz-Puristen ist Jellyfin daher klar im Vorteil.


8. Kostenfaktor

  • Jellyfin: komplett kostenlos.

  • Emby:

    • Kostenlos nutzbar, aber stark eingeschränkt.

    • Emby Premiere ist für die meisten sinnvollen Features Pflicht (z. B. mobiles Sync oder Hardware-Transcoding).

    • Lebenszeit-Lizenz mit 119 € ist für manche attraktiv, aber eben ein Kaufzwang.


9. Für wen eignet sich was?

Jellyfin ist perfekt für:

  • Technikaffine Nutzer, die volle Kontrolle wollen.

  • Datenschutz-orientierte Menschen.

  • Alle, die keine laufenden Kosten möchten.

  • Bastler, die Plugins und Open-Source-Projekte lieben.

Emby ist geeignet für:

  • Nutzer, die ein „fertigeres“, poliertes Produkt suchen.

  • Menschen, die bereit sind, für Komfort und Premium-Features zu zahlen.

  • Familien oder Umgebungen, wo Stabilität und einfache Bedienung wichtiger sind als Offenheit.


10. Fazit: Jellyfin oder Emby – wer gewinnt?

Am Ende hängt es stark von deinen Prioritäten ab.

  • Jellyfin gewinnt, wenn du Wert auf Kostenfreiheit, volle Offenheit, Datenschutz und Flexibilität legst. Du bekommst ein starkes Open-Source-Projekt, das sich laufend weiterentwickelt – getragen von einer aktiven Community.

  • Emby punktet bei Nutzerfreundlichkeit, stabilen Premium-Funktionen und einem professionellen Look. Allerdings musst du dafür in die Tasche greifen und gewisse Abstriche bei Offenheit und Transparenz akzeptieren.

Wer Spaß am Tüfteln hat und unabhängig bleiben will, wird mit Jellyfin glücklicher. Wer dagegen ein stabiles, „schlüsselfertiges“ System sucht und bereit ist, Geld zu investieren, findet in Emby eine verlässliche Lösung.

 

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